Rainer Keller ist tot. Völlig unerwartet ist unser Freund und Genosse mit nur 56 Jahren aus dem Leben gerissen worden. Mit Bestürzung und Fassungslosigkeit haben wir von der Nachricht erfahren, dass er am Donnerstag, 22. September, in seiner Berliner Wohnung tot aufgefunden wurde.

Frühzeitig vor der Bundestagswahl im vergangenen Jahr hat Rainer Keller seinen Wunsch, für die SPD als Direktkandidat anzutreten, angekündigt. Angesichts der damaligen Umfragezahlen für unsere Partei, schien dies eine kaum zu bewältigende Hausausforderung. Viele haben mit wohlwollender Skepsis reagiert, wo Rainer Chancen ergriffen hat. Seine Zuversicht, seine Fähigkeit Menschen zusammenzuführen und sie zu motivieren, hat der Sozialdemokratie Aufwind verschafft. Seine Energie und sein kommunikatives Geschick, die er in den Wahlkampf eingebracht hat, haben alle in der Partei beeindruckt und ihm den verdienten Erfolg beschert. Uns allen wird in Erinnerung bleiben, wie er und wir alle am Wahlabend von seinem kaum für möglich gehaltenen Sieg gefeiert haben.

Seine Bereitschaft, sich für Gerechtigkeit und Solidarität einzusetzen, wurde Rainer in die Wiege gelegt. Als jüngstes von fünf Kinder wurde er im Dezember 1965 in eine Arbeiterfamilie in Drevenack hineingeboren. Er erlebte, wie die Schule sein Lebensweg vorzeichnen wollte. Entgegen der Milieuzuschreibung jener Jahre besuchte er das heutige Konrad-Duden-Gymnasium und später dann die Gertrud-Bäumler-Schule für Sonderpädagogik in Duisburg. Rainer beschritt einen selbstbestimmten und erfolgreichen beruflichen Werdegang.

1984 trat er den Jusos bei, engagierte sich in den Vorständen des Unterbezirkes Kreis Wesel und des Stadtverbands. Aus familiären und beruflichen Gründen ebbte sein Engagement für die SPD bis 2017 ab. Danach wurde zunächst Beisitzer im Ortsverein Wesel Mitte und vor einem Jahr dessen Vorsitzender. Er kandidierte für den Rat und für den Kreistag. Er war sachkundiger Bürger im Ausschuss für Stadtentwicklung.

Sein Wirken war geleitet davon, Menschen zu helfen und einen sozialen Ausgleich zu schaffen. Beruflich als Rettungs- und Notfallsanitäter und ehrenamtlich beim DRK strebte er immer danach, unmittelbare Not zu lindern. Bei der Unterbringung von Flüchtlingen 2015 und 2016 sowie bei der Bewältigung der Corona-Pandemie leistet er Hilfe im Kreis Wesel, für die er vom damaligen Landrat Ansgar Müller ausgezeichnet wurde.

Rainer Keller war es vergönnt, nur ein Jahr den nördlichen Niederrhein im Bundestag zu vertreten. Eine Phase, in der Krisen die politische Tagesordnung bestimmten. Für ihn eine Zeit, in der er viele seine Idee und Forderungen für ein besseres Zusammenleben hintenanstellen musste. Dringlicher waren politische Entscheidungen, um Folgen der unmittelbaren Krisen zu mildern. Rainer tat dies als Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie im Ausschuss für Menschenrecht und humanitäre Hilfe.

Unsere Gedanken sind bei seinem Sohn und seiner langjährigen Partnerin. Sein Tod ist ein schwerer Verlust. Die SPD verliert einen kämpferischen Genossen und einen verlässlichen Freund. Wir werden ihn sehr vermissen.